Die Vergangenheit der Anglepoise
Was ist Anglepoise? Diese Frage werden bestimmt einige Menschen stellen und wer genauer nachfragt, der bekommt auch eine Erklärung, denn „Anglepoise tasklight 1933/34" ist der Name einer Lampe oder Leuchte. Entwickler dieser Lampe ist der englische Industriedesigner George Carwardine. Ziel Carwardines war es, eine Leuchte zu entwickeln, die am Arbeitsplatz genutzt werden kann, nicht viel Platz benötigt und die flexibel eingesetzt werden kann.
George Carwardine (1887-1948), seines Zeichens Kraftfahrzeugingenieur und Industriedesigner, war eigentlich für die Automobilindustrie tätig und die Entwicklung und Konstruktion neuer Federn und besserer Radaufhängungen war sein eigentliches Metier. Da ihm die Lichtausbeute am Arbeitsplatz nicht ausreichte, machte er sich schließlich darüber Gedanken, wie die Lampe aussehen könnte, die in der Lage ist, das Licht auch dahin zu bringen, wo es benötigt wird. Aber wie sollte diese Funktionalität erreicht werden, wie kann so eine Beweglichkeit erreicht werden?
Sein gedankliches Vorbild war der menschliche Arm, der in der Lage ist, sich zu strecken und so zu drehen, wie man ihn braucht. Nach reiflichen Überlegungen und Versuchen hatte er im Jahr 1932 eine Feder entwickelt, die in alle Richtungen bewegt werden konnte, aber dennoch in jeder Stellung verbleiben konnte, in die man sie bewegt hatte. Diese Entwicklung war der Grundbaustein für die Konstruktion einer Arbeitsleuchte, die so seinen Vorstellungen entsprach. Ein beweglicher Lampenarm, kombiniert mit einer Standplatte und einem Lampenschirm – schon war die Grundidee der Anglepoise geboren. Der Arm der Lampe, der die Beweglichkeit unterstützt, ist zweimal umgelenkt und um das Gleichgewicht in der Ausrichtung zu halten, wird mit den Federn das Prinzip des menschlichen Armes nachempfunden. Die Muskeln arbeiten beim Strecken und Beugen gegeneinander und nach diesem Prinzip arbeiten die Federn im Lampenarm. So kann man die Lampe in jede Richtung ziehen oder wieder zusammenschieben, je nachdem an welcher Stelle man das Licht braucht. Der Lampenschirm hatte eigentlich nur die Funktion, die Glühbirne zu schützen und den Menschen vor Verbrennungen an der heißen Birne zu bewahren.
Einige Verbesserungen in der Bauweise brachten Carwardine zu dem Entschluss, seine Konstruktion einer Arbeitsleuchte zum Patent anzumelden. Die Herstellung und die Vermarktung der Lampe überließ er der Firma „Terry & Sons“ aus Redditch, die auch die Lizenz von Carwardine gekauft hatten. Unter dem Namen „Anglepoise 1208“ erschien der Prototyp dieser Lampe im Handel. Die Firma stellt diese Lampen in hoher Stückzahl her und variiert die Modelle mehrfach in Form und Farbe. Im Jahr 1937 begann der weltweite Siegeszug der Lampe, denn mit dem Erwerb der Produktionsrechte und der Lizenz für die skandinavischen Länder konnte der norwegischen Ingenieur Jacob Jacobsen auch die Lizenz für Europa und den USA erwerben. Die Lampe wird in ihrer Form etwas variiert und nun unter ihrem neuen Namen „Luxo L-1" produziert und verkauft.
Was bisher keiner Lampe gelang, erreichte die „Luxo L1“. Sie spielte in einem kleinen animierten Kurzfilm die Hauptrolle. Im zur Walt-Disney-Company gehörenden Pixar-Filmstudio wurde dieser kleine, zwei Minuten lange Film gedreht, der den Namen “Die kleine Lampe“ hatte. Er erzählt die Geschichte der Lampe und machte als positiven Nebeneffekt die Animationsstudios weltweit bekannt. Dafür findet man noch heute die „Luxo L1“ in den Vorspännen der Pixar-Filme.
Die „Luxo L1“ wird in abgewandelter Form auch heute noch hergestellt, denn seit 1993 stellt die Firma Tecta eine Re-Edition der „Anglepoise-Leuchte“ her und verkauft diese mit viel Erfolg.